Viele Bundesländer, Unternehmen und auch der Bund haben sich in ihren Digitalstrategien zur Nutzung von Open-Source-Software (OSS) bekannt. In zahlreichen Digitalstrategien oder sogar direkt in Vergabegesetzen ist festgelegt, dass Open Source-Angebote bevorzugt werden sollen.
In der Realität entspricht die Vergabepraxis jedoch oft nicht diesen strategischen Zielen. Open-Source-Software wird nach den gleichen Kriterien wie proprietäre Software bewertet – mit dem Preis als entscheidendem Faktor. Doch Open Source erfordert eine andere Herangehensweise – insbesondere, wenn langfristige Qualität und Nachhaltigkeit sichergestellt werden sollen.
Vergabestellen stehen oft unter Zeit- und Personaldruck. Gleichzeitig fehlt es häufig an spezialisiertem Wissen über die Besonderheiten von Open-Source-Software. In der Folge wird OSS oft nach den gleichen Kriterien ausgeschrieben wie proprietäre Software: Technische Mindestanforderungen (A-Kriterien) definieren die Grundvoraussetzungen, danach entscheidet der niedrigste Preis.
Diese Vorgehensweise mag auf den ersten Blick effizient erscheinen, doch sie bringt erhebliche Nachteile mit sich:
„Diese Art der Ausschreibungspraxis wirkt sich nicht nur auf einzelne Ausschreibungen aus, sondern schwächt letztlich das gesamte Open-Source-Ökosystem“, betont Peer Heinlein, Gründer und Geschäftsführer der Heinlein Gruppe.
Vergabestellen haben eine wichtige Steuerungsfunktion. Die Art, wie Software ausgeschrieben wird, bestimmt maßgeblich, welche Anbieter sich beteiligen und ob Open Source nachhaltig nutzbar bleibt.
Um OSS-Beschaffungen rechtskonform, fair und langfristig tragfähig zu gestalten, hat Peer Heinlein gemeinsam mit Daniel Zielke, Direktor strategische Partnerschaften der Heinlein Gruppe, einen umfassenden B-Kriterien-Katalog entwickelt. Dieser Katalog ermöglicht eine differenzierte Bewertung von Open-Source-Angeboten. Neben den technischen Anforderungen fließen dabei auch Qualitäts- und Nachhaltigkeitsaspekte in die Wertung ein – so dass der beste Anbieter gewinnt und nicht einfach der billigste.
Diese B-Kriterien sind praxiserprobt und bereits in die Vergabeempfehlungen der Open Source Business Alliance eingeflossen. Vergabestellen können sie direkt übernehmen und in ihre Ausschreibungen integrieren.
Letztlich entscheiden Ausschreibungen darüber, wie nachhaltig Open Source in Deutschland genutzt wird. "Wer OSS langfristig erhalten und sinnvoll einsetzen will, muss dafür sorgen, dass Anbieter nicht nur über den Preis, sondern über Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit bewertet werden. Die B-Kriterien sind erprobt, rechtskonform und können sofort in Ausschreibungen genutzt werden. Lassen wir nicht zu, dass „Kuckucks-Anbieter“ das OSS-Ökosystem zerstören und setzen wir stattdessen auf eine nachhaltige OSS-Beschaffung – für eine zukunftssichere und souveräne IT-Landschaft“, fordert Peer Heinlein.
In der Aufzeichnung des Vortrags „Der Kuckuck im Bieterverfahren“ von Peer Heinlein (externes Video) sehen Sie noch einmal detailliert, wie sich Open Source nachhaltig in Vergabeverfahren berücksichtigen lässt.
Als weitere, praxisnahe Hilfestellung für eine strategisch sinnvolle Gestaltung von Open-Source-Ausschreibungen stellen wir Ihnen gerne die vollständigen Vergabekriterien und den Vortrag als PDF zur Verfügung.
Im Blog von OpenTalk, unserer sicheren, souveränen Videokonferenzlösung, können Sie außerdem ein Interview mit Daniel Zielke zur Vergabe von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor nachlesen.
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